«Alltag»

Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)
Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

Am Sonntag war ich – ich muss es zu meiner Schande gestehen – zum ersten Mal an den Solothurner Filmtagen. Der Film tut zumindest in dieser Anekdote nichts zur Sache, genauso wenig wie der Umstand, dass die Solothurner wirklich gerne Leinwände zu beklatschen scheinen. Noch vor dem Film nämlich gingen mein Freund Benj und ich in die Pittaria, eines der wenigen Dinge, um welches ich Solothurn aufrichtig beneide, essen.

Wir trafen auf Bekannte von ihm, denen er mich mit folgenden Worten vorstellte: «Das ist Kissi. Er ist Olten.» So vermessen das klingen mag: Er sagt das öfters. Natürlich wehre ich mich dagegen, sage, dass Olten viel mehr ist als nur ich und ich viel mehr als nur Olten, aber eigentlich tut auch dies hier nichts zur Sache bis auf den Umstand vielleicht, dass wir so auf Städte und Kantone und das jeweilige Lebensgefühl dort zu sprechen kamen.

Dass mir Solothurn immer etwas vorkomme wie eine Kurstadt, ein Flucht- und Rückzugsort, wo sich zum Beispiel Filmemacher und -liebhaber an den Filmtagen und Literaturmacher und -liebhaber an den Literaturtagen für ein Wochenende in eine Welt flüchten, wo das, was sie lieben zumindest für ein paar Tage noch den Stellenwert besitzt, den sie ihm zurechnen.

Olten hingegen sei Alltag. Natürlich, weil ich dort lebe, aber auch sonst. «Das ist besser», sagte Benj, «Kultur sollte Alltag sein oder zumindest dazu gehören», und erklärte mir danach als hassliebender Aargauer, warum Baden ein Vorort von Zürich sei und Zofingen eigentlich zu Solothurn gehöre. Ich gab ihm recht: Der Alltag ist zwar nicht immer schillernd, dafür immer da. Und Zofingen gehört wirklich irgendwie zu Solothurn.

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