«Frühlingsschulbeginn mit Prince»
Mit zunehmenden Alter wird der Koffer der Erinnerung schwerer. Darin legen wir die Erfahrungen des Lebens ab: schöne Momente, schwere Stunden, heitere Erlebnisse. Und je älter wir werden, desto öfter kramen wir in diesem Koffer. Wir teilen die alten Geschichten mit unseren alten Freunden und sie werden immer ein bisschen schöner. Nicht die Freunde, aber die Geschichten.
Letzte Woche hatte ich Gelegenheit, den Koffer der Erinnerung zu öffnen. Der Tod von Prince, dieses genialen und schrägen Vogels der Popmusik, hat mich bewegt. Er hat mich musikalisch durch meine Jugendzeit begleitet, bekanntlich die prägendste Zeit des Lebens. Und mir wurde wieder gewahr: Musik ist dann wirklich gut, wenn sie auch 30 Jahre nach dem ersten Hören noch etwas auslöst. Wenn es diese Songzeilen gibt, die dich hinterrücks erwischen und dir einfach so über die Lippen huschen, irgendwann an einem normalen Wochentag. «Sometimes it Snows in April» ist eine solche Prince-Zeile, die heute manchmal den Alltag beschreibt, wenn alles ein bisschen in Schieflage gerät.
Ich schleppe ihn gerne durchs Leben, meinen Koffer der Erinnerungen. Deshalb freue ich mich auch immer über Zeichen längst vergangener Tage, denen ich irgendwo begegne. In Wangen beispielsweise. Dort gibt es an einem Laternenpfahl einen Kleber, der für ein Ja zum Frühlingsschulbeginn wirbt. Im September 1985 fand diese Abstimmung statt, die zur Folge hatte, dass seither auch die Solothurner Kinder das neue Schuljahr im August statt im April beginnen. Dabei hat Prince ja eigentlich die Solothurner unterstützt: «Springtime was always my favorite time of year», sang er einst. Dumm nur, dass seine Platte mit dieser Zeile ein halbes Jahr nach dem Volksentscheid erschien. Sie hätte die Abstimmung wohl entscheidend beeinflusst.
