Die gelbe Linie

Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)
Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

Linien sind oftmals Grenzen. Es gibt sie vor Bancomaten, in Turnhallen, auf Strassen und Plätzen. Sie zeigen an, bis wohin man gehen oder fahren oder parkieren darf. Oder sie ziehen sich durch Köpfe – bis hierhin und nicht weiter. Das ist dann die rote Linie.
Olten hat seit ein paar Wochen eine neue solche Linie. Fett ist sie und leuchtet gelb. Sie verläuft in genau vier Metern Abstand parallel zum Kulturzentrum Schützi, auf dem Vorplatz zwischen Badi und Parkfeldern. Bis dorthin nämlich, so hat das Tiefbauamt der Stadt entschieden, dürfen Platzmieter ihre Zelte oder Festbänke oder Bühnen aufstellen. Dahinter ist tabu, um Flucht- und Zufahrtswege zur Badi sicherzustellen.
An sich eine verwalterische Kleinigkeit, könnte man meinen. Nur ist für die Vermietung des Schützi-Vorplatzes gar nicht der Tiefbau, sondern die Direktion «Öffentliche Sicherheit» zuständig. Und ebendiese Direktion hat mit dem Kulturzentrum Schützi ausgemacht, dass zwischen allfälligen Festbänken und Alter Turnhalle in Zukunft sechs Meter Abstand eingehalten werden müssen, damit die Schützi-Gäste noch halbwegs anständig ins Gebäude kommen. Und so stellt sich die Frage: Wird neben der neuen, gelb leuchtenden 4-Meter-Linie bald eine weitere, vielleicht blaue 6-Meter-Linie leuchten? Wenn wir Glück haben, will «Bildung und Sport» dann auch noch mitreden, schliesslich handelt es sich um eine alte Turnhalle, und sie malen eine rote Linie hin. Und das Stadtpräsidium malt eine grüne für die Kultur und das Finanzdepartement eine weisse, weil weisse Farbe am günstigsten ist, und so hätten wir schon fast einen Regenbogen beisammen, ein Zeichen für Offenheit und Dialog. Und gegen Grenzen im Kopf.

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