Kein Applaus
Historische Wahlen. Obwohl sehr erfreut, fällt es mir schwer zu gratulieren. Weil ein Desaster. 70% Stimmenthaltung! Kantonales Desinteresse pur. Ist dies der Freiheit, wie wir sie leben dürfen, würdig? Das Resultat der Bestgewählten entspricht bestenfalls 6% aller Wahlberechtigten. Hier von Vertrauen der Bevölkerung zu sprechen wäre verbal ungeschickt gewählt. Ausser man denke, die Mehrheit glaube, es komme gut – egal wer gewählt sei. Marginal besser die Beteiligung in der Stadt Olten. So richtig zu mobilisieren vermochten da neue Kräfte. Jung und links. Aus den Resultaten, städtisch und kantonal, nun eine Wende zu interpretieren oder einen Trend erkennen zu wollen ist gewagt. Weil Minderheiten haben entschieden, teils neue Mehrheitsverhältnisse geschaffen. Versagt haben die Bürgerlichen. Fehlt es ihnen an Wählerschaft, die das wählen interessiert? Lag es an den Kandidatinnen? Oder ist bürgerlich neu das Synonym für gleichgültig? Und Bürgerpflicht ein Fremdwort? In der Verantwortung stehen alle. Die Menschen der Politik, die bei der Bevölkerung die Lust auf ein Mitdenken zu schüren haben. Die Schwergewichte aus Sport und Kultur, die ruhig kommunizieren dürften, dass ihr Wirken sich nicht von der Politik separieren lässt. Die Medien, die sich trotz knappem Budget mehr Recherche leisten müssen und sich so folglich von Prominenz und Sensation verabschieden werden. Und wir dürfen dankbar sein, dass nichts selbstverständlich ist. Bald geht es in Olten ums Stadtpräsidium. Eine Überraschung wäre, wenn dieses ausnahmsweise von einer Mehrheit bestellt werden würde. Aber wie heisst es so schön im Kanton: Es isch gar nüt scho immer so gsi.