Abkupfern, um zu retten
Am 15. Oktober ist in Rümlingen «Landsgemeinde» lanciert vom Baselbieter «Läufelfingerli»- Komitee. Eine möglichst eindrucksvolle Manifestation soll im Nachbarskanton positive Stimmung machen für die Volksabstimmung im November. Das diesseitige «Läufelfingerli»-Komitee wird vertreten sein. Schön wäre, unsere Stadt- und Kantonsregierung würden Präsenz markieren. Schliesslich geht es um nichts weniger, als dass das «Läufelfingerli» nicht bald Geschichte sein könnte. Gleichzeitig könnte Geschichte seine Rettung sein. Siehe Rhätische Bahn. Sie trumpft auf mit Innovation und lockt Fahrgäste erfolgreich mit einer szenischen Zeitreise auf die Strecke von Chur nach St. Moritz. Parallel dazu lädt sie zu einem Landschaftslotto von historischem Ausmass. Natürlich sind Solothurn und Baselbiet nicht das Bündnerland, die Jurahügel nicht die Alpen und kein UNESCO Weltkulturerbe verzückt nördlich und südlich des Juras die Massen. Glücklicher- weise zählt nicht nur «gelabeltes». Zudem: die Hauensteinstrecke ist weitaus älter, gar eine der ältesten Linien des Landes, mit End- oder Startpunkt Olten. Es liesse sich folglich ohne weiteres mindestens ebenso viel Eisenbahn- und politische Geschichte szenisch verarbeiten (siehe auch aktuelle historische Ausstellung im Kunstmuseum). Und warum zum Beispiel nicht Martin Disteli, einen der genialsten Satiriker unseres Landes, (endlich) wieder aufleben lassen?! Er hat die Eisenbahn zwar knapp nicht mehr erlebt, wäre aber eine spannende Figur. Der Möglichkeiten gäbe es wahrlich viele, den Tourismusorganisationen von Kanton und Region ginge die Arbeit nicht aus. Dabei anderswo abzukupfern täte nicht sonderlich weh.