Sauberer Wechsel

<em>Daniel Kissling</em>, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)
<em>Daniel Kissling</em>, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

Seit einigen Wochen stapeln sich in unserer WG die Kisten im Eingang. Einer zieht aus, ein anderer ein. Der Wechsel ging schnell. Während mein bisheriger Mitbewohner noch das Fenster in seinem Zimmer putzte, rollte der andere schon seinen frisch in der Brocki gekauften Teppich aus. Komplett verschwunden ist der Vorgänger noch nicht. Ein paar Pflanzen-töpfe stehen von ihm noch rum, am Kühlschrank kleben seine Post-its. Den Staubsauger hat er dankenswerterweise bewusst noch dagelassen.

Ob Töpfe, unerledigte Arbeiten oder Erinnerungen – bei jedem Wechsel bleibt was liegen. Im besten Fall kann es gebraucht, weitergegeben oder sonst möglichst bald entsorgt werden. Manchmal erkennt man erst beim Ausziehen, wie viel Unnötiges sich da eigentlich angesammelt hat. Ein Wechsel ist immer auch eine Gelegenheit, um aufzuräumen.

Auch im Provi 8 wird derzeit aufgeräumt. Letzte Woche glich der Vorplatz einer Schrotthalde. Durchgesessene Stühle, ein alter Kühlschrank. Die neue Betreiberin der Jugendarbeit will nach vorne schauen, will alles zusammen mit und nach den Bedürfnissen der Jugendlichen in der Stadt neu ausrichten. Das sagt sie mir bei einem Kennenlern-Kaffee. Doch vorher müsse sie entrümpeln und putzen – schliesslich habe sich seit einer Weile niemand richtig dafür verantwortlich gefühlt.

Wechsel können eine Chance sein. Jedoch müssen sie (wortwörtlich) sauber vonstattengehen. Indem die Stadt das neue Mandat für die Jugendarbeit nicht ausgeschrieben hat, hat sie vielleicht nicht gegen Gesetze verstossen, aber «sauber» ist eben anders. Den neuen Betreibern vorwerfen kann man das aber genauso wenig, wie man einem neuen Mieter ein dreckiges Fenster vorhalten kann.

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