Fröhliche Vor-Adventszeit

Jacqueline Straub, Journalistin, Theologin und Buchautorin. (Bild: Melanie Wetzel)

Ich habe in Freiburg im Breisgau in Deutschland studiert. In der langen Fussgängerzone sassen immer viele Musiker und Musikerinnen. In der Adventszeit hörte man aus besonders vielen Ecken Gesang und Musizieren. Ich liebte es, einen kurzen Moment stehen zu bleiben und den talentierten Menschen zuzuhören, ihnen meine Aufmerksamkeit zu schenken und ein paar Münzen in ihren Hut zu werfen.

Im vergangenen Jahr war ich am Wochenende vor dem ersten Advent in der Migros in Olten. Der Laden war voll mit Menschen, die fürs Wochenende einkauften. Es standen schon Weihnachtsbäume zum Verkauf vor dem Gebäude, und es war bereits eine sanfte Prise von Weihnachten in der Luft. Inmitten dessen stand ein Mann mit einer Gitarre. Seine Hose war ausgewaschen, seine Jacke wurde schon etliche Winter getragen. Äusserlich wirkte er ärmlich. Doch er versprühte einen Reichtum. Nachdem er eine kurze Pause eingelegt und seinen Kaffee getrunken hatte, schnallte er sich die Gitarre wieder um. Er begann zu singen. Bei weitem war er nicht der beste Sänger, viele Töne waren schräg. Aber er verbreitete so gute Laune, dass ich stehen blieb. Ein Opa schaukelte leicht ein Baby auf dem Arm, das den Mann ganz fasziniert anschaute. Es war eine kurze Begegnung, die mir Fröhlichkeit und Heiterkeit in dieser Vor-Adventszeit schenkte. Als ich ging, wünschte er noch ein schönes Wochenende und eine gute Zeit. Er strahlte.

Ich habe den Mann mit der Gitarre schon öfters vor der Migros gesehen. Aber irgendwie war ich immer so mit mir beschäftigt, dass ich ihm zu wenig Aufmerksamkeit schenkte. Das möchte ich zukünftig ändern. Denn ein paar Sekunden einem Strassenmusiker zuzuhören, kann die Stimmung enorm heben. Und Fröhlichkeit können wir ja alle immer gebrauchen.

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