O du fröhliche…

Elie Peter, Kommunikationsverantwortlicher und Schriftsteller. (Bild: Remo Buess)

Als ich sieben Jahre alt war, führten wir in der 1. Klasse im Säli-Schulhaus bei Frau Aerni die Weihnachtsgeschichte auf. Ich war der Josef. Ich erinnere mich, wie ich den Esel und die arme schwangere Maria antrieb, damit wir es bis Bethlehem schafften… Nach dem Krippenspiel und ebenso in den folgenden Jahren sangen wir Weihnachtslieder: «Stille Nacht», «O du fröhliche», «Ihr Kinderlein kommet», «Was soll das bedeuten».

Unsere Söhne besuchen die 2. und 4. Klasse im Bifang. Weihnachtsgeschichte? Kennen sie kaum. Weihnachtslieder? Sie singen «We Wish You a Merry Christmas», «Feliz Navidad» und schweizerdeutsche Songs, die ich noch nie gehört habe.

Mein Punkt ist: Von einer Generation zur nächsten riskieren wir ein christlich-abendländisches Erbe zu verlieren, das Jahrhunderte alt ist. Das stimmt mich traurig. Dazu kommt: Wie soll man unsere Kunst und Kultur – Literatur, Malerei, Musik – ohne diese Tradition verstehen?

Der Schule mache ich keine Vorwürfe. Wenn heute in den Klassen die Hälfte bis zwei Drittel der Kinder aus einem anderen Kulturkreis stammen, verstehe ich, dass die Jesus-Geschichte nicht mehr im Zentrum steht.

Also sind wir Eltern gefragt. Obwohl wir eine konfessionslose Familie sind, habe ich eine Kinderbibel gekauft. Die Weihnachtsgeschichte finden unsere Buben etwas fad – dafür sind sie fasziniert von den teils blutigen und brutalen Geschichten im Alten Testament, so von David und Goliath oder von den zehn Plagen in der Moses-Geschichte…

Für diese Weihnachten habe ich mir vorgenommen, dass wir unter dem Christbaum mindestens zwei klassische Weihnachtslieder zusammen singen. Vermutlich werden unsere Söhne fragen: «Hey Alte, muess das sy?» Oh ja. Ich wünsche allseits eine fröhliche, klangvolle Weihnachtszeit!

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