Identität ist wichtig für einen funktionalen Wirtschaftsraum

Schönenwerd Am Mittwochmorgen der Vorwoche ging es im dritten «AareLandImpuls» um die Frage, ob es einen funktionalen Wirtschaftsraum AareLand gibt.

Mehr als 100 Unternehmerinnen und Unternehmer nahmen am Netzwerkanlass in Schönenwerd teil. (Bild: ZVG)

Für Arbeit, Ausbildung und Freizeitaktivitäten bewegen wir uns in immer grösseren Räumen. Dazu beigetragen haben verbesserte Verkehrsangebote, die Digitalisierung und der gesellschaftliche Wandel. Wenn politische Räume und Beziehungsräume nicht mehr übereinstimmen, entstehen so genannte funktionale Räume, die Grenzen überschreiten. Auch Wirtschaftsräume gehen häufig über die Kantonsgrenzen hinaus. Eine effiziente Wirtschaftsentwicklung fokussiert deshalb statt auf Kantone und Gemeinden auf funktionale Räume.

Mit über 100 teilnehmenden Unternehmerinnen und Unternehmern ging der dritte überregionale Netzwerkanlass «AareLandImpuls» der Frage «Gibt es einen funktionalen Wirtschaftsraum AareLand?» nach. Zu der Veranstaltung im B Smart Hotel in Schönenwerd eingeladen hatten die drei Wirtschaftsförderungen Aarau und Region, Region Olten und Oftringen Rothrist Zofingen gemeinsam mit dem Verein AareLand.

Nach Grussworten von Hanspeter Hilfiker, Präsident des Vereins AareLand, und Charlotte Shah-Wuillemin, Gemeindepräsidentin Schönenwerd, zeigten Dr. Christof Abegg, Teamleiter Raum- und Standortentwicklung, Partner EBP Schweiz AG, Sonja Wollkopf Walt, Geschäftsführerin Greater Zurich Area AG (GZA), und Jeannine Graf, Geschäftsführerin Schindler Aufzüge Aarau, in Kurzreferaten und in der anschliessenden Podiumsdiskussion auf, was einen funktionalen Wirtschaftsraum ausmacht, was dieser den ansässigen Unternehmen bringt und wie sich das AareLand weiterentwickeln kann.

Dr. Christof Abegg nahm für die Analyse, ob das AareLand ein funktionaler Wirtschaftsraum ist, einige wirtschaftliche Merkmale wie zum Beispiel die Pendlerströme unter die Lupe. «Die Indizien lassen einen funktionalen Wirtschaftsraum AareLand vermuten, beweisen oder gar trennscharf abgrenzen lässt er sich aber nicht», meinte er. Das sei aber auch gar nicht wichtig; dass Themen genau an Regions- oder Kantonsgrenzen enden, sei sowieso eher unwahrscheinlich. Letztendlich sei ein funktionaler Raum das, was man daraus macht. «Wirtschaftsförderung in funktionalen Räumen ist dann sinnvoll, wenn Themen angepackt werden, in denen man gemeinsam besser vorankommt.» Dazu brauche es gemeinsame Vorstellungen und Ziele. Am besten sei es, ganz einfache Aktivitäten zu wählen, die sichtbar Mehrwert generieren. Und darauf zu achten, die definierten Ziele auch in die Köpfe der Menschen zu bringen, damit eine gemeinsame Identität entsteht.

Die Wichtigkeit einer gemeinsamen Identität unterstrich auch Sonja Wollkopf Walt: «Für einen starken Wirtschaftsstandort braucht es nicht nur einen klaren Fokus, welche Ziele man erreichen will, sondern auch eine gemeinsame Identität», ist die Geschäftsführerin der Greater Zurich Area (GZA) überzeugt. Um diese aufzubauen, sei es oft ein langer Weg: «Es braucht Vertrauen, Transparenz und vor allem Zeit.» Dabei müsse man auf den vorhandenen Stärken aufbauen und sich bewusst sein, dass man gemeinsam stärker ist. Sonja Wollkopf Walt sieht eine der Stärken des AareLands in seiner zentralen geografischen Lage und den bereits bestehenden Verkehrsanbindungen. Diese könne man nutzen, um zum Beispiel das Themengebiet Logistik zukunftsgerichtet zu entwickeln und sich zu profilieren.

Grosse Fluktuation im AareLand

Jeannine Graf beleuchtete das Thema aus unternehmerischer Sicht. Sie ist der Meinung, dass es im AareLand an Zugehörigkeitsgefühl mangelt. «Das grosse Einzugsgebiet aus Zürich, Basel, Bern und Luzern bringt nicht nur Vorteile, sondern birgt auch das Risiko einer grossen Fluktuation.» Aufgrund der geografischen Flexibilität könnten sich die Arbeitskräfte auch viel leichter wegbewegen. So sei eine Identitätsbildung schwierig. Ein Zugehörigkeitsgefühl oder eine AareLand-Identität könne sie in der Praxis nicht ausmachen. Die Frage, ob es einen funktionalen Wirtschaftsraum AareLand gebe, müsse sie aus unternehmerischer Sicht daher mit Nein beantworten.

Der Netzwerkanlass «AareLandImpuls» ist eine Initiative der drei Wirtschaftsförderungen der Regionen Aarau, Olten und Zofingen, die unter dem Dach und mit finanzieller Unterstützung des Vereins AareLand eine institutionelle Zusammenarbeit betreiben. Ziele dieser überregionalen Zusammenarbeit sind unter anderem die aktive Positionierung des AareLands als dynamischer Wirtschaftsraum, die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft sowie die Förderung der Innovationsneigung der im AareLand ansässigen Firmen.

Das AareLand vereint 64 Gemeinden und drei Kantone zu einer Region. Im Raumkonzept Schweiz wird es als eigenständiger Raum geführt. Es ist der siebtgrösste Lebens- und Wirtschaftsraum der Schweiz. Durch die gemeinsame Erarbeitung des Agglomerationsprogramms AareLand, das zurzeit in der fünften Generation erstellt wird, wurde über Jahre eine gemeinsame Identität im Themenbereich Siedlung und Verkehr aufgebaut. pd

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