Einfach, aber effektiv

Konversationstandem Das gemeinsame Projekt der Integrationsstelle der Stadt Olten und der Vermittlungs- und Beratungsstelle für Freiwilligenarbeit Benevol namens «Konversationstandem» geht dieses Jahr in die fünfte Runde und kann nach wie vor eine grosse Nachfrage verzeichnen.

"Wir entdecken bei jedem Gespräch wieder etwas Neues über das Leben des Anderen", so das Konversationstandempaar (v.l.n.r.): Hubert Jenny, Ahlem Hasan mit der Geschäftsleiterin von Benevol Kanton Solothurn Rosmarie Wyss. (Bild: vwe)
"Wir entdecken bei jedem Gespräch wieder etwas Neues über das Leben des Anderen", so das Konversationstandempaar (v.l.n.r.): Hubert Jenny, Ahlem Hasan mit der Geschäftsleiterin von Benevol Kanton Solothurn Rosmarie Wyss. (Bild: vwe)

Die Idee des Konzeptes sei Rosmarie Wyss, Geschäftsleiterin von Benevol Kanton Solothurn, auf Grund von zahlreichen Anfragen gekommen. «Ähnliche Projekte werden beispielsweise schon seit längerer Zeit in Basel durchgeführt. Unsere Freiwilligen haben davon gehört und nachgefragt, ob ein solches Konversationstandem nicht auch in der Stadt Olten möglich sei», erklärt Wyss, welche sich 2010 mit der Integrationsstelle in Verbindung setzte und so das Erfolgsprojekt ins Leben rief.

Regelmässige Treffen
Das Konzept des «Konversationstandems» ist denkbar einfach. Zwei Personen treffen sich in regelmässigen Abständen an einem vereinbarten Ort zu einem Gespräch. Der eine Teil des Tandems besteht aus einem deutschsprachigen Freiwilligen, der andere aus einer Person mit Migrationshintergrund, die ihr Deutsch verbessern will und bereits einen Deutschkurs besucht hat. «Alles andere ist frei. Wo sie sich treffen oder wie, ist den Tandempaaren selbst überlassen. Wir empfehlen ein Treffen pro Monat als Minimum. Die Meisten sehen sich jedoch ohnehin mehr», so Rosmarie Wyss weiter. So auch das Tandempaar Hubert Jenny und Ahlem Hasan. Die beiden begegneten sich zum ersten Mal vor einem Jahr in der Fachstelle Integration der Stadt Olten. «Es ist üblich, dass sich die Paare zuerst in Anwesenheit von Silvia Büchi, Verantwortliche der Fachstelle Integration, treffen und so feststellen können, ob die Chemie stimmt.» Davor müssen sich die deutschsprachigen Freiwilligen zudem bei Rosmarie Wyss von Benevol vorstellen. «Durch das Gespräch kann ich feststellen, welche Motivation hinter dem freiwilligen Einsatz steckt.»

Gegenseitiges Profitieren
Auch Hubert Jenny musste sich vor dem Start des Tandems den Fragen von Wyss stellen. «Ich habe in der Zeitung über das spezielle Projekt gelesen und empfand die Idee als sehr ansprechend», erklärt Jenny, der vor seiner Pensionierung als Französischlehrer tätig war. «Obschon meiner Lehrervergangenheit begegne ich Ahlem Hasan bei unseren Treffen nicht belehrend, sondern als ebenbürtiger Gesprächspartner.» Dies sei auch Sinn und Zweck des Projektes, so Rosmarie Wyss: «Beide Teilnehmer sollen voneinander profitieren und ihren Horizont, sei es sprachlich oder auch kulturell, erweitern können.» So berichten sowohl Jenny als auch Hasan von neuen Erkenntnissen, die sie durch die Treffen während des vergangenen Jahres machen durften. «Mittlerweile kann ich Hubert von meinen Problemen in der Schweiz erzählen und er war schon öfters in meiner Wohnung zu Besuch», erzählt Ahlem Hasan, die 1990 aus dem Südjemen in die Schweiz geflüchtet ist. Ob es für sie nie ein Problem war, sich mit einer fremden, männlichen Person zu treffen? «Anfangs hätte ich mir lieber eine weibliche Tandempartnerin gewünscht, da ich bereits zu Hause die einzige Frau neben meinen fünf Söhnen und meinem Ehemann bin. Aber mittlerweile spielt es für mich keine Rolle mehr», erklärt Hasan lachend. Sie sei froh, ihre in der ECAP-Sprachschule erlernten Deutschkenntnisse regelmässig anwenden zu können.

Gemeinsam ein Fazit ziehen
Bei Jenny und Hasan habe es von Anfang an gepasst und sie hätten immer wieder neuen Gesprächsstoff gefunden. «Mittlerweile lesen wir sogar zusammen Bücher. Momentan ist das Dschungelbuch an der Reihe», verrät Hubert Jenny lächelnd. So werden die zwei ihre Treffen wohl auch nach diesem ersten Testjahr weiterführen. Dann jedoch ohne weitere Betreuung von Rosmarie Wyss oder Silvia Büchi. «Die Tandemprojekte sind unter unserer Leitung auf ein Jahr begrenzt, Nach dessen Ablauf ziehen wir jeweils gemeinsam ein Fazit», so Wyss. Nun im Januar ist es wieder soweit und die zehn aktuellen Tandempaare lassen die vergangenen Treffen gemeinsam mit den Projektbetreuerinnen Revue passieren. «Im kommenden Frühjahr startet dann bereits die neue Staffel. Freiwillige sind jederzeit willkommen», erklärt Wyss abschliessend.

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