«Wir haben 18’000 Chefs»

Fridolin Fleischli Nach 35 Jahren tritt «Chef-Stadtgärtner» Fridolin Fleischli in den Ruhestand.

Fridolin Fleischli liebt Rosen und hat über 35 Jahre den Rabatten und Grünflächen in der Stadt seinen kreativen Stempel aufgedrückt. (Bild: mim)
Fridolin Fleischli liebt Rosen und hat über 35 Jahre den Rabatten und Grünflächen in der Stadt seinen kreativen Stempel aufgedrückt. (Bild: mim)

Angrenzend an die Stadt Olten bieten Bann-, Hard-, Säli- und Höfliwald ein grosszügiges Nah- erholungsgebiet. Doch nicht nur ausserhalb der Stadt kann die Natur genossen werden, denn Olten hat mit diversen Parks und Grünanlagen viel Natur zu bieten. 2’500 Bäume, 10 Kilometer Hecken, 1’000 m² Wechselfloor, 100 Blumenkübel und eine halbe Mio. m² Rasen werden von Fridolin Fleischli, Bereichsleiter Gärtnerei, und seinem 10-köpfigen Team unterhalten.

Der grüne Daumen liegt in der Familie

Für Fridolin Fleischli und seine neun Geschwister war es selbstverständlich, dass nach der Schule in der heimischen Gärtnerei in Wangen bei Olten mitgeholfen wurde. Deshalb verwundert es auch nicht, dass sich alle vier Brüder für einen Beruf im Bereich Natur entschieden haben. Fridolin Fleischli absolvierte in Täuffelen bei Biel (BE) seine Ausbildung zum Landschaftsgärtner. «Nach der Ausbildung war für mich klar, dass die Produktion nicht mein Bereich sein wird. Ich wollte keine Pflanzen aufziehen, sondern mit ihnen weiterarbeiten und kreativ tätig sein», erzählt Fleischli. Nach seiner Lehrzeit ging er seinem Vater in der Gärtnerei zur Hand bis er 1981 als Gärtner bei der Stadt Olten seine Arbeit aufnahm.

Liebe zur kreativen Tätigkeit

«Die Gestaltung von Gärten ist für mich auch nach 35 Jahren eine der schönsten Heraus- forderungen geblieben», betont Fleischli. Trotz Büroarbeiten, wie die Planung, das Bestellen von Bäumen und Wechselfloor, Vorbereitungen für die Baumpflege, die Erfassung der Tageseinsatz- pläne und Budgetkontrollen sowie zwischendurch das Erstellen einer Offerte, könne er glücklicherweise noch heute die kreative Seite seines Berufes ausleben, zeigt sich der Chef-Stadtgärtner erfreut. Von Januar bis März widmet sich der 63-Jährige mit seinen fünf Gärtnern und fünf Allroundern der Baumpflege. Mit viel Sorgfalt wird ein Baumkataster geführt, in welchem jeder Baum mit Alter und weiteren Eigenheiten erfasst wird. Zudem sind Fleischli und sein Team auch für die Innenbegrünung der öffentlichen städtischen Liegenschaften verantwortlich.

Trends und Entwicklungen

Die Arbeit im Gartenbereich ist gewissen Trends und Entwicklungen unterworfen. «Früher waren eine sterile Bepflanzung und penibel gepflegte Rasenflächen üblich», erinnert sich Fleischli. «Heute gestalten wir Grünflächen möglichst natürlich, setzen Dünger erst nach dem Prüfen von Bodenproben gezielt ein und legen Naturwiesen an, um Lebensräume zu schaffen. Deshalb lassen wir manche Laubhäufen auch bewusst liegen», erklärt der 63-Jährige und fügt an: «Ausserdem gestalten wir heute oftmals unter einem bestimmten Thema und setzen farbliche Akzente. Die Bevölkerung ist sehr dankbar und wir erhalten für unsere gestalteten Beete auch immer wieder Komplimente.»

«Achtung, Baum fällt»

Beschwerden und Reklamationen seien hingegen eher selten. Vielleicht auch deshalb, weil die Bevölkerung über bevorstehende Baumfällungen jeweils im Vorfeld informiert wird. «Ein Baum wird erst nach jahrelangen Beobachtungen und einem Gutachten von der dreimannstarken Baumgruppe gefällt. Für jeden gefällten Baum werde jedoch, gemäss Stadtratbeschluss, wieder ein neuer Baum gepflanzt, wenn möglich an derselben Stelle. «Falls sich aber doch mal jemand beschwert, versuche ich zu erklären und bleibe ruhig. Schliesslich haben wir rund 18’000 Chefs», lacht Fleischli. Auf die Frage, ob es ihn nicht störe bei Wind und Wetter draussen zu sein, schüttelt er den Kopf und meint lächelnd: «Draussen zu arbeiten gehört zum Beruf und stört mich nicht. Ich bin froh, dass wir das Wetter noch nicht selbst steuern können.» Hingegen sehr ärgern würde ihn das Littering. «Wenn wir Rabatten räumen, finden wir neben zahlreichem Abfall auch immer wieder Hundekot, was unangenehm und ärgerlich ist.»

Keine Langeweile in Sicht

Er verabschiede sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge von seiner Tätigkeit als Stadtgärtner, die er auch nach 35 Jahren noch - 15 als Stadtgärtner und 20 als Bereichsleiter Gärtnerei - mit viel Freude verübt habe. Trotzdem freue er sich auf mehr Freizeit. Langeweile dürfte beim 63-Jährigen keine aufkommen. Der zweifache Familienvater und zweifache Grossvater hält sich gerne auf dem Wasser auf und ist durch seinen Sohn vor 12 Jahren zu den Pontonieren Olten gestossen. Ausserdem schätze er die Freiheit auf seinem Motorrad und auch der Hund habe stets Freude an einem Spaziergang, so Fleischli schmunzelnd. Aber selbstverständlich gibt es auch im eigenen Garten einiges zu tun, in welchem der 63-Jährige den Waldrand in den Garten geholt und ein Biotop angelegt hat. «Ausserdem werde ich bei meinen Brüdern aushelfen.» Auf die Frage, was er sich für die Zukunft wünscht, meint Fleischli bescheiden: «Ich hoffe, möglichst lange gesund zu bleiben, um jeden Morgen glücklich und zufrieden aufstehen zu können.» Seinem Nachfolger Thorsten Güllekes, der am 1. Oktober seinen Dienst antritt, wünscht Fleischli viel Glück, ein gutes Miteinander mit den Mitarbeitern und, dass er seine Ziele gut durchsetzen und damit seine eigene Augenweide präsentieren kann.

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