«Wir geben nicht auf»

Notschlafstelle Olten Der im letzten Mai gegründete Verein «Schlafguet» konnte sein gestecktes Ziel nicht erreichen und wird in diesem Winter noch keine Notschlafstelle in Olten eröffnen. An Aufgeben ist jedoch nicht zu denken, schliesslich ist der Verein nach wie vor von seiner Idee überzeugt.

Lassen sich nicht entmutigen: Präsidentin Ursula Ulrich (l.) und Vorstandsmitglied Andreas Brun vom Verein «Schlafguet» sind weiterhin auf der Suche nach einer passenden Lokalität für ihre geplante Notschlafstelle in der Region Olten. (Bild: vwe
Lassen sich nicht entmutigen: Präsidentin Ursula Ulrich (l.) und Vorstandsmitglied Andreas Brun vom Verein «Schlafguet» sind weiterhin auf der Suche nach einer passenden Lokalität für ihre geplante Notschlafstelle in der Region Olten. (Bild: vwe)

Sie seien ehrgeizig und optimistisch an die Sache herangegangen - rückblickend wohl zu optimistisch. Nachdem im Winter 2016 in der lokalen Presse der Aufenthalt von Obdachlosen in der Dreitannenstadt sowie das Fehlen einer Notschlafstelle in den Kantonen Solothurn und Aargau thematisiert wurde und der Stadtrat sowie der Kanton keine Notwendigkeit für die Bereitstellung eines derartigen Angebots sahen, nahmen sie sich dieser Aufgabe an. «Sie», das ist eine konfessionslose und politisch übergreifende Gruppe, die sich im letzten Mai zum Verein «Schlafguet» formierte.

«Die Zeit war zu knapp»

An der Gründungsversammlung vom 16. Mai verkündete der 60-köpfige Verein noch voller Tatendrang, dass bereits im Oktober 2017 die neue Oltner Notschlafstelle eröffnet werden soll und machte sich sogleich auf die Suche nach passenden Lokalitäten. Da sich das Projekt durch Spenden finanzieren wird, wurde auch bereits das Fundraising aktiviert und unterschiedliche Geldgeber konnten gefunden werden. Heute, ein halbes Jahr später, muss die Gruppe jedoch ein ernüchterndes Fazit ziehen. «Wir haben den Aufwand unterschätzt und dadurch die Zeit zu knapp berechnet», räumt Vereinspräsidentin Ursula Ulrich ein. Besonders das Finden einer geeigneten Räumlichkeit habe sich als schwierig herausgestellt. «Wir hatten mit vielfältigen Problemen in diesem Bereich zu kämpfen», bemerkt Vorstandsmitglied Andreas Brun, der als Diakon bei der römisch-katholischen Kirchgemeinde Olten/Starrkirch-Wil tätig ist. Teilweise seien die Mietzinsen von passenden Räumlichkeiten schlichtweg zu hoch gewesen oder der Verein hätte ein mehrjähriges Mietverhältnis eingehen müssen. «Das war uns jedoch zu unsicher. Schliesslich planen wir eine dreijährige Versuchsphase für unser Projekt, um zu sehen, wie das Angebot anläuft und ob es wirklich eine Nachfrage gibt», so Ulrich. Des Weiteren hatte die Gruppe auch mit externem Widerstand gegen die geplante Einrichtung zu kämpfen. Das Ziel, eine geeignete Lokalität zu finden, in welcher während des Winters sechs bis zehn hilfsbedürftigen Personen ein Unterschlupf geboten wird, konnte unter diesen Umständen bis anhin nicht erreicht werden.

Gut gemeint, aber nicht umsetzbar

Dieser Rückschlag ist für «Schlaf guet» jedoch noch lange kein Grund aufzugeben. Vielmehr plant der Verein nun, die Notschlafstelle im Herbst 2018 zu eröffnen und berief dazu am vergangenen Donnerstag seine erste Mitgliederversammlung ein. «Die zirka 15 Teilnehmer zeigten Verständnis für unsere aktuelle Lage und haben kreativ an Lösungen mitgearbeitet», erzählt die Vereins- präsidentin. Zwei, drei konstruktive Tipps für eine mögliche Lokalität seien gefallen und werden sogleich abgeklärt. Spruchreif sei jedoch noch nichts. Auch das mittlerweile zurückgezogene Angebot der Kung Fu-Schule Olten, seine Räumlichkeiten als Notschlafstelle zur Verfügung zu stellen, war Thema an der Versammlung. «Das Angebot war sicherlich gut gemeint, aber nicht durchdacht. Laut dem neusten Statement der Kung Fu-Schule sind die Sanitäranlagen im Gebäude ungenügend und der Eigentümer nicht mit einer Umnützung der Räumlichkeiten einverstanden», bemerkt Ulrich. Dennoch seien Vorschläge von Privatpersonen jederzeit willkommen. «Wir sind auch offen für Lokalitäten in Starrkirch, Trimbach oder Dulliken. Selbst die Zwischennutzung eines Gebäudes wäre denkbar.»

Betriebskonzept erarbeitet

Das Betriebskonzept für die Notschlafstelle konnte ebenfalls an der Versammlung diskutiert und verabschiedet werden. In diesem werden allgemeine Richtlinien für die Not-unterkunft festgelegt. So können die Bedürftigen maximal drei Nächte in der Einrichtung bleiben. «Wir wollen ein Nothilfeangebot sein, keine längerfristige Lösung. Für eine solche sind Sozialdienste zuständig», stellen Brun und Ulrich klar. Des Weiteren ist der Konsum von Suchtmitteln aller Art - ob Zigaretten, Alkohol oder Drogen - strikt verboten. «Wer sich nicht an die Hausordnung hält, muss die Einrichtung verlassen. Da sind wir konsequent», so Ulrich. Generell seien jedoch alle Erwachsenen willkommen, die in der kalten Jahreszeit kein Dach über dem Kopf haben und einen Schlafplatz brauchen - es werde niemand ausgeschlossen, der sich an die Regeln hält.

«Es braucht eine Notschlafstelle»

Auch für die Rekrutierung und Schulung der Freiwilligen, welche die Notschlafstelle betreuen werden, nimmt sich der Verein bewusst Zeit. «Wir wollen das Projekt seriös aufbauen und keinen Schnellschuss riskieren», so Brun und fügt an: «Es geht uns darum, ein Problem langfristig zu lösen, das klar in unserer Stadt besteht.» Denn immer wieder seien in Olten Obdachlose zu beobachten, die im Winter auf der Holzbrücke, bei den Veloständern im Bahnhof, in Tiefgaragen oder in Kellern von Mehrfamilienhäusern Unterschlupf suchen. «Diese Menschen sind möglicherweise nicht alle in der Sozialregion Olten angemeldet, brauchen aber nichtsdestotrotz unsere Hilfe - wenn auch nur für eine Nacht», schliessen Ursula Ulrich und Andreas Brun.

Weitere Artikel zu «Stadt», die sie interessieren könnten

Stadt28.02.2024

«Heute sind sie hibbeliger»

Rosmarie Grünig Seit 45 Jahren unterrichtet sie Ballett, seit mehr als 40 Jahren im Dance Studio Olten. Anfang Mai findet aus diesem Anlass in…
Stadt21.02.2024

Kunst, nicht Kinderhort

Theaterstück Mitte März gelangt im Theaterstudio Olten ein Tanz- und Musiktheater zur Aufführung. Das Besondere daran: Protagonisten sind bei «Alice…
Stadtrat beantragt parlamentarische Kommission
Stadt21.02.2024

Stadtrat beantragt parlamentarische Kommission

Im Januar hat das Gemeindeparlament der Stadt Olten die neue Vorlage zum Projektierungskredit Kirchgasse 8 und 10 knapp zurückgewiesen; diese sah eine Sanierung…