Improvisation ist gefragt

Tanzvermittlung an der Kanti Olten 21 Schülerinnen besuchten vergangene Woche im Rahmen der obligatorischen Kurswoche an der Kanti Olten das vom Verein Tanz in Olten angebotene Tanzvermittlungsprojekt «lullaby amplify», welches im November anlässlich der Oltner Tanztage zur Aufführung kommt.

«Wiederholungen sind nicht für Korrekturen da, sondern um das Stück weiter zu entwickeln», erklärt Tänzerin und Choreografin Pascale Utz (l.). (Bild: André Albrecht)

«Wiederholungen sind nicht für Korrekturen da, sondern um das Stück weiter zu entwickeln», erklärt Tänzerin und Choreografin Pascale Utz (l.). (Bild: André Albrecht)

Tänzerin, Choreografin und Tanzvermittlerin Clea Onori (M.) leitet die Gruppe der Kantischülerinnen an. (Bild: André Albrecht)

Tänzerin, Choreografin und Tanzvermittlerin Clea Onori (M.) leitet die Gruppe der Kantischülerinnen an. (Bild: André Albrecht)

Die Schülerinnen wurden ermutigt, sich an das Improvisieren heranzuwagen und ihre verletzliche Seite nach aussen zu kehren. (Bild: André Albrecht)

Die Schülerinnen wurden ermutigt, sich an das Improvisieren heranzuwagen und ihre verletzliche Seite nach aussen zu kehren. (Bild: André Albrecht)

Mit ernsten, hoch konzentrierten Mienen bewegen sich die 21 Schülerinnen als geschlossene Einheit mit denselben Schrittabfolgen durch die Turnhalle der Kanti Olten. Ganz gemäss dem Projektnamen «lullaby amplify» legen sie sich «schlafen», um sich anschliessend zur mitreissenden Musik für ein Solo zu erheben. Ihre energiegeladene Tanzfreude und strahlenden Gesichter gingen vergangenen Donnerstag anlässlich der obligatorischen Kurswoche der Kanti direkt auf die Besucher, bestehend aus Vorstandsmitgliedern des Vereins Tanz in Olten, über. Der Verein fungiert erstmals als Co-Produzentin und zeigt das Stück an den Oltner Tanztagen.

Kein einfaches Unterfangen

Es sei aus finanzieller und organisatorischer Sicht nicht einfach, ein Projekt einer externen Organisation ins Programm der obligatorischen Kurswoche an der Kanti Olten aufzunehmen, gibt Luzia Schmuziger, Projektleiterin und Sportlehrerin an der Kantonsschule Olten zu bedenken. Schmuziger leitete einst den freiwilligen Schulsport-Tanzkurs und betreute die Tanzgruppe «K’BLOCK», die aus einer Maturaarbeit hervorging. Die Gruppe pausiert nun für ein Jahr, trotzdem ist die Begeisterung für den Tanz bei der Sportlehrerin ungebrochen, weshalb Ursula Berger mit ihrer Anfrage für ein gemeinsames Projekt bei Schmuziger offene Türen ein-rannte. «Ich hatte jedoch auch Bedenken, da wir Schülerinnen und Schüler aus zwölf verschiedenen Klassen und diversen Altersgruppen koordinieren mussten», erzählt Schmuziger. Daneben stand die Finanzierung des Tanzvermittlungsprojektes, für welches zwei Choreografinnen engagiert wurden, im Raum. Dieses wird nun durch einen kantonalen und einen Beitrag der Kanti Olten und der Schülerinnen sowie den Verein Tanz in Olten getragen. Ursula Berger, Künstlerische Leiterin, Tanzpädagogin und unermüdliche Förderin des zeitgenössischen Tanzes freut es sehr, dass es das Tanzvermittlungsprojekt als eines von insgesamt 14 Angeboten in die obligatorische Kurswoche der Kanti Olten geschafft hat. Der Einsatz aller Beteiligten scheint sich auch gelohnt zu haben, so ist «lullaby amlify» mit 21 Schülerinnen das bestbesuchte Angebot der diesjährigen Kurswoche.

Von Ängsten und Unsicherheiten

Dass es ein ehrgeiziges Projekt ist, innerhalb von fünf Tagen eine zeitgenössische Choreografie auf die Beine zu stellen, zeigte sich bereits am Montag. «Wir haben gewisse Elemente des Stückes «lullaby amplify» im Voraus choreografiert, einen Teil haben die Schülerinnen entwickelt und ein weiterer Bereich entsteht jeweils aus dem Moment heraus», erklären die beiden Tänzerinnen, Tanzvermittlerinnen und Choreografinnen Pascale Utz und Clea Onori. Diese Freiheit zu improvisieren forderte die Schülerinnen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren, die teilweise Erfahrungen im Modern Dance, Ballett, im Bauchtanz oder auch im Hip-Hop mitbrachten. «Jeder kennt den Showtanz, aber einen Prozess zu durchlaufen braucht andere Anforderungen und Mittel», weiss Pascale Utz. Es benötigte einige Zeit, bis die jungen Frauen den Mut fanden, eigene Improvisationen einzubringen und sich der Gruppe zu präsentieren. «Die Devise lautete: Jede kann, doch niemand muss», erklärt die gebürtige Hägendörferin Pascale Utz, die beim einwöchigen Aufenthalt in der Turnhalle der Kanti Olten an ihre eigene Zeit im «Bunker» erinnert wurde.

Jeder arbeitet mit seinem Potenzial

«Wir achten nicht darauf, was jemand kann, sondern was jemand mitbringt», betont Clea Onori, die Tanz an der Zürcher Hochschule der Künste studierte und bei Bewegungs-Art in Deutschland zeitgenössischen Bühnentanz, Improvisation und Performance lernte. Sie ist ausserdem ausgebildete Gaga-Lehrerin, ein aus Israel stammender Tanzstil. «Für uns ist eine solch vielfältige Gruppe ein Glücksfall, denn es entsteht mehr Abwechslung, wenn jeder mit seinem Potenzial arbeitet», fügt Onori an. Die Herausforderung bestand für die beiden Choreografinnen darin, den jungen Frauen Vertrauen und Mut zu vermitteln, um ihre verletzliche Seite zu zeigen. «Dies erreichten wir trotz grossem Improvisationsraum mit einer klaren Struktur», erklärt Utz, die zusätzlich zu ihrer Ausbildung im österreichischen Salzburg an der Experimental Academy of Dance an der Universität für angewandte Kunst in Wien den Master of Advanced Studies in «Art & Economy» absolvierte.

Für Muskelkater ist gesorgt

Nach der ersten Findungsphase waren die Tanzvermittlerinnen erstaunt, wie schnell die Schülerinnen ein Gefühl für das Timing und den Raum entwickelten. Manche junge Frau überraschte ihre Coaches mit einem kraftvollen Solo. «Nach zwei, drei Tagen stellte sich zudem eine enorme Erleichterung ein, als die Schülerinnen merkten, dass es nicht das Ziel ist, Ende Woche eine durchgeplante Choreografie mit perfekter Haltung zu präsentieren», erzählt Utz. Und was meinen die Schülerinnen zur etwas anderen Kurswoche? «Das Tanztheater hörte sich spannend an, schliesslich geht es darum, mit dem Tanz eine Geschichte zu erzählen», erklärt die 17-jährige Vilma den Kursentscheid. Sie und ihre Kolleginnen Maja und Erato sind sich einig, dass das Tanzprojekt fordernd war, für viel Muskelkater sorgte und Kondition verlangte, aber sie auch eine Kurswoche mit viel Bewegung, einer tollen Atmosphäre und inspirierenden Coaches erleben durften. Die Schülerinnen freuen sich auf die Auftritte am Montag, 26. und Dienstag, 27. November anlässlich der Oltner Tanztage. «Es ist cool, dass wir einen Auftritt bestreiten dürfen, da das Gelernte so in besserer Erinnerung bleibt», sind sich die Schülerinnen einig.

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