In Olten die Wurzeln wieder gefunden

Vera Tabeling Die Sängerin präsentiert am Freitag, 20. Oktober anlässlich des Buchfestivals und am Sonntag, 26. November im Café Ring ihr Jazz- und Chanson-Programm. Nächstes Jahr soll die erste CD erscheinen.

«Musik ist meine Therapie», so Vera Tabeling, die sich leidenschaftlich dem Jazz und Chanson verschrieben hat. (Bild: A. Albrecht)
«Musik ist meine Therapie», so Vera Tabeling, die sich leidenschaftlich dem Jazz und Chanson verschrieben hat. (Bild: A. Albrecht)

Die Musik wurde Vera Tabeling quasi in die Wiege gelegt. Beide Elternteile waren 30 Jahre als Musiklehrer in Olten tätig. Aufgewachsen mit klassischem Repertoire bekam Vera Tabeling durch ihren «verlorenen Onkel», den verstorbenen Oltner Jazztrompeter Umberto Arlati, und einem Onkel ihres Vaters bereits als Jugendliche erste Impulse hin zur Jazzmusik. «Es war für mich eine Qual, mich hinzusetzen, um Theorie und Tonlagen zu üben. Viel lieber sass ich frei am Klavier und sang nach meinem musikalischen Gehör. Elton John und Whitney Houston liessen mich abtauchen», so Tabeling.

Über Umwege an die Jazzschule

«Ich hatte viele Träume, aber mir fehlten die Orientierung und das Selbstvertrauen.» Schliesslich entschied sich Tabeling für die Ausbildung zur Kindergärtnerin. «Nach eineinhalb Jahren bestätigte sich mir, dass ich zwar gut mit Kindern umgehen konnte, der Beruf aber nichts für mich ist.» Eine abgeschlossene Ausbildung musste es sein und der musikalische Weg schien nicht möglich. So liess sich Tabeling im ehemaligen Gauer Hotel Schweizerhof in Bern zur Hotelfachangestellten ausbilden. Dort hörte sie erstmals die Pianoklänge von Neville Thomas. «Sein Spiel rief mir meine Kindheit und die Liebe zum Jazz ins Gedächtnis», erinnert sich die 41-Jährige zurück. Thomas war es auch, der die junge Musikerin bestärkte, sich ihren Wunsch der Jazzschule Bern zu erfüllen und coachte sie erfolgreich für die Aufnahmeprüfung. «Die Ausbildung mit ihren vielen Improvisations- elementen war für mich als Kind der Klassik mit klaren musikalischen Vorgaben am Anfang schwierig», erzählt Tabeling. «Es war ein harter Weg, bei dem mich einerseits Neville Thomas und andererseits die von mir bewunderte Jazzsängerin Sandy Patton, welche an der Jazzschule unterrichtete, sehr unterstützten», erzählt Tabeling dankbar und fügt an: «Es war immer mein Ziel gewesen, Musikerin zu werden. Mein enormes Lampenfieber und die Abneigung davor, mich in den Mittelpunkt zu stellen, machten den Weg dahin jedoch steinig. Gerade deshalb war diese Zeit ein wichtiges Stück Lebensschule für mich.»

Jahre in Kanada

Nachdem sie sich ihren ersten Wunsch erkämpft hatte, erfüllte sich die Sängerin einen weiteren Traum und reiste nach Kanada. «Angekommen in Vancouver wusste ich, hier will ich leben», so Tabeling. 2005 wanderte sie gemeinsam mit ihrem einstigen Mentor und damaligen Ehemann Neville Thomas nach Kanada aus. Sie jobbte in einer Bank, absolvierte einen Synchronsprecher-Kurs und wirkte bei diversen Konzerten sowie musikalischen Projekten mit. Schliesslich besann sie sich auf ihre Affinität, Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen, und ihr offenes Eltern- haus, das als Anlaufstelle für jegliche Lebensprobleme diente, und bewarb sich bei einer Rehaklinik für Menschen mit Suchtproblemen. «Diese administrativen Tätigkeiten in der Reha brachten mich schliesslich dazu, mich zum zertifizierten Coach ausbilden zu lassen», erzählt Vera Tabeling.

Der Liebe wegen zurück nach Olten

Der Tod ihrer Mutter führte die 34-Jährige vor sieben Jahren zurück in die Heimat, wo sie Marc Tabeling kennenlernte. «Wir sind beide im Schöngrundquartier aufgewachsen, haben uns aber nur vom Sehen gekannt.» Zurück in Kanada merkte die mittlerweile geschiedene Sängerin, dass es an der Zeit war, auch der Liebe wegen nach Olten zurückzukehren. Der kulturell engagierte Marc Tabeling führte seine heutige Ehefrau in die Oltner Kultur-Szene ein. Gemeinsam gründeten sie die Reihe «Tick vor 12» (heute Bluelane Events) und waren Mitglieder bei der Nachtfieber-Show. «Wir teilen die Liebe zur Kultur», so die 41-Jährige. Vor drei Jahren wurde das gemeinsame Glück durch Sohn Colin komplett: «Er redet fleissig und singt», erzählt Tabeling lachend, die sich mit ihrer Beratungsfirma «Meavita Coaching» selbstständig machte. Im selben Jahr rief sie mit Robert Weder und Jonas Lüscher das Jazz-Trio «Blackcoffee» ins Leben. Durch zahlreiche Konzerte in verschiedenen Formationen wurde die Nachfrage nach einer CD laut. «Einer meiner Mentoren, der Oltner Musiker Roman Wyss, sagte einst zu mir, dass ich mit meinem breiten Repertoire aus Jazz, Soul, Latin, R&B, Pop und Chansons zuerst wissen müsse, wer ich für eine CD-Aufnahme sein möchte. Heute lebe ich meine zwei Leidenschaften, den Jazz und Chanson. Deshalb ist es an der Zeit, mit einer Wemakeit-Sammelaktion eine CD entstehen zu lassen», erzählt Tabeling, die im vergangenen Jahr mit Rahel Thierstein und Fabienne Hoerni «Lady be good» und mit Roland Köppel und Roland Philipp das «Vera Tabeling Trio» - manchmal wirkt auch Loris Peloso mit - gründete. «Ich möchte die Menschen mit meiner Musik berühren. Zudem ist sie meine Therapie», so Tabeling.

<link http: www.veratabeling.ch>www.veratabeling.ch

 

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