Die Traumwelten ihres literarischen Alter Egos

Kinderbuchautorin Die in Olten wohnhafte Cornelia Kaufmann feiert am Samstag in einer Woche die Vernissage ihres dritten Kinderbuches. Im Zentrum steht wie beim Vorgängerbuch das Mädchen Irina.

«Irina rettet die Ghöris» ist Cornelia Kaufmanns drittes Kinderbuch; alle Bilder und Texte stammen von ihr. (Bild: Achim Günter)
«Irina rettet die Ghöris» ist Cornelia Kaufmanns drittes Kinderbuch; alle Bilder und Texte stammen von ihr. (Bild: Achim Günter)

Wer sich mit Cornelia Kaufmann eingehend über ihr jüngstes Kinderbuch unterhält, muss die Frage unweigerlich irgendwann stellen: Wie viel davon ist autobiographisch? Die zierliche, fast scheu wirkende 64-jährige Malerin und Zeichenlehrerin lacht erstmal auf und sagt dann: «Viel. Viel.»

Schon früher im Gespräch hat sie festgehalten: «Wenn ich ehrlich bin, geht es immer zuerst um mich. Ich schaffe ein Thema auf, das mich beschäftigt.» Dabei geht sie nie linear vor, sondern lässt sich quasi von ihren Stimmungen, Gefühlen, Eingebungen leiten. «Meistens taucht ein Bild aus dem Unbewussten auf – ohne dass ich zu Beginn wüsste, was es bedeutet.» Dann male sie dieses Bild und schreibe eine kurze Geschichte dazu. Durch das Aneinanderreihen mehrerer Bilder und Episoden entsteht schliesslich eine stimmige grosse Geschichte. Auch Nebenstränge lässt sie zu. Manchmal passt sie den Text ihren Bildern an, dann wieder malt sie ein Bild zu einer bereits beschriebenen Szene.

Irgendwann im Laufe des Prozesses, berichtet die Mutter eines Sohnes, versuche sie dann, den Erwartungen ihrer Zielgruppe gerecht zu werden, das Ganze also kindgerecht aufzubereiten, einen Spannungsbogen herzustellen und – natürlich – die Geschehnisse in ein Happy End münden zu lassen. Wichtig ist ihr, dass sie durch ihr Buch zentrale Werte vermitteln kann; und zwar mit Humor, nicht mittels erhobenen Zeigefingers. Stichworte hierzu sind etwa: Umgang mit Vorurteilen, gegenseitiger Respekt, Einstehen für Andersartigkeit und eigene Meinung, Achtung von Natur und Umwelt.

Ideal im frühen Primarschulalter

In Kaufmanns aktuellem Buch «Irina rettet die Ghöris» steht wie schon bei ihrem zweiten Buch das Mädchen Irina im Mittelpunkt. Diese fühlt sich oft unverstanden und lebt deshalb häufig in einer Fantasiewelt. Als sie mit anderen Kindern im Wald umherstreift, lernt sie Orli aus dem Volk der Ghöris kennen. Diese können mit ihren grossen Ohren Gedanken hören und werden deshalb von vielen Menschen als Bedrohung empfunden. Schliesslich gelingt es Irina und ihren Mitstreitern, die Ghöris vor dem Zugriff eines bösen Königs zu bewahren. Kaufmann empfiehlt das Buch für Kinder zwischen sechs und neun Jahren. «Mit neun kann man es selber lesen, mit sechs sollten es die Eltern vorlesen.»

2010, mit gut 50 Jahren also, gab Cornelia Kaufmann mit «Wybli und die Zauberpinsel» ein erstes Kinderbuch heraus. Verfasst hatte sie solche aber bereits in ihrer Jugend, denn wie Irina fühlte sich die Kinderbuchautorin oft einsam und unverstanden. Zugleich verfügte sie über reichlich Fantasie und dachte sich nicht selten Traumwelten aus.

Ihr Mal- und Zeichentalent hatte sie früh erkannt. 1959 in Zürich geboren und in Thalwil aufgewachsen, liess sie sich zur Zeichenlehrerin ausbilden und unterrichtete ab 1984 an der Zürcher Hochschule der Künste. Ihre Ölbilder stellt sie seit Jahrzehnten in Galerien aus. Die Motive ihrer Werke entspringen stets ihrer Fantasie oder aber realen Erinnerungen. Fotos nutzt sie nie als Vorlagen.

«Olten ist wie eine kleine Grossstadt»

Auf vielen ihrer Bilder sind im Hintergrund Hügel zu sehen, die an die Jurahöhen der Region erinnern. Zufall ist das nicht. Seit 13 Jahren wohnt sie in Olten. Ihr Mann stammt aus der Gegend, weswegen das Paar bereits oft mit dem Velo oder zu Fuss in der Umgebung von Olten unterwegs war, als es noch im Grossraum Zürich lebte. «Ich fand diese Gegend schon immer enorm schön. Ich fühle mich hier auch sehr wohl.» Die Leute seien sehr offen und ehrlich, man könne sein, wie man ist. Zudem liebe sie den Jura mit seinen «vielen verwunschenen Ecken» ebenso wie die Stadt. «Olten ist wie eine kleine Grossstadt. Es hat von allem etwas hier.»

An Inspiration fehlt es ihr in Olten offenkundig nicht. «Irina rettet die Ghöris», ab sofort in Buchhandlungen erhältlich, ist bereits ihr drittes Kinderbuch, nach «Irina und die Mondfrau» das zweite aus der Irina-Reihe. Ein viertes Buch, wiederum mit ihrem literarischen Alter Ego Irina im Mittelpunkt, wäre an sich bereits druckreif. «Das ist allerdings so persönlich, dass ich nicht weiss, ob ich es jemals drucken lassen werde», sagt sie und lacht.

Vom 2. bis zum 30. September sind die Bilder zum Buch sowie weitere Werke Kaufmanns in der Galerie 6 in Aarau zu sehen. Am Samstag in einer Woche findet ab 17.30 Uhr die Vernissage statt. Cornelia Kaufmann wird anwesend sein und auch aus ihrem Buch vorlesen. Und danach, wird es weitere Bücher mit Irina in der Hauptrolle geben? «Ich glaube schon.»

www.cornelia-kaufmann.ch

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