Lostorfer Neophyten geht es an den Stiel

Pflanzen Die Gemeinde Lostorf hat zum zweiten Mal in diesem Jahr Freiwillige in den Wald gerufen, um invasive Neophyten zu bekämpfen. Der Stadtanzeiger hat vor Ort einen Augenschein genommen.

Gaby Beriger weiss, worauf man bei der Entfernung schädlicher Pflanzen achten muss. (Bild: Caspar Reimer)
Gaby Beriger weiss, worauf man bei der Entfernung schädlicher Pflanzen achten muss. (Bild: Caspar Reimer)

Zum zweiten Mal in diesem Jahr haben sich am vergangenen Samstagmorgen um 7.30 Uhr Freiwillige Lostorferinnen und Lostorfer beim Waldeingang gleich neben dem Kibag-Gelände versammelt, um gemeinsam unerwünschten Pflanzen – im Fachjargon invasiven Neophyten – den Kampf anzusagen. «Ich bin oft in Deutschland und kenne das Problem von da. Dort sind ganze Gegenden mit solchen Pflanzen überwuchert», sagt ein Interessierter, der dem Ruf der Gemeinde gefolgt ist. Gaby Beriger, Präsidentin der Umweltkommission Lostdorf, begrüsste die Anwesenden im aufgehenden Sonnenlicht: «Wir werden dem Neophyten-Problem nicht Herr», sagte sie und führte einige Pflanzen zur Anschauung vor.

Ein besonders lästiger Kandidat sei etwa der Japanische Knöterich, eine sehr schnellwüchsige und ausdauernde Pflanze: «Er verbreitet sich wie Unkraut und verdrängt alle anderen Pflanzen», so Beriger. In Deutschland sei er etwa viel entlang der Eisen- und Autobahnen anzutreffen: «Bei uns kommt er noch in den Privatgärten vor. Wer eine solche Pflanze bei sich im Garten entdeckt, muss diese über den Sondermüll entsorgen. Er darf keinesfalls in den Kompost.» Der Japanische Knöterich wirke sich äusserst schädlich auf die menschliche Infrastruktur aus, könne Eisenbahnbrücken beeinträchtigen oder «Bachufer sprengen».

Das Berufkraut an der Wurzel packen

Weiter und unter anderem führte Beriger das Drüsige Springkraut und die Goldrute vor. Bei der Aktion am Samstag stand allerdings das Einjährige Berufkraut im Zentrum. Das Kraut wurde als Gartenpflanze aus Nordamerika eingeführt. Mittlerweile ist es aber aus den Gärten ausgebrochen und macht sich an Wegrändern, in Wiesen oder Brachen breit. Das Einjährige Berufkraut kann grosse Reinbestände bilden und verdrängt dadurch wertvolle, einheimische Pflanzen.

Das Einjährige Berufkraut kann über einen Meter hoch werden und besitzt oft einen verzweigten Blütenstand. Die Blüten können an ein Gänseblümchen erinnern, besitzen aber mehr weisse Zungenblüten und sind von der Wuchshöhe auch nicht damit zu verwechseln. Zur Zeit blüht das Einjährige Berufkraut noch und sollte unbedingt gejätet sowie entsorgt werden, bevor es zu versamen beginnt. Allgemein sagte Beriger: «Aus jedem Stück Wurzel, das im Boden bleibt, entsteht wieder eine neue Pflanze.» Deshalb ist es nicht damit getan, die Pflanzen einfach auszureissen – sie muss mit der Wurzel komplett entfernt werden.

Nach 1500 importiert

Invasive gebietsfremde Pflanzen sind nicht-einheimische Pflanzen, die aus fremden Gebieten – wmeist aus anderen Kontinenten –, absichtlich oder unabsichtlich eingeführt wurden, sich bei uns in der Natur etabliert haben und die sich auf Kosten einheimischer Arten effizient ausbreiten. Gemäss Vorgaben des Bundes über biologische Vielfalt muss die Ausbreitung solcher Arten verhindert und bereits etablierte Arten kontrolliert oder beseitigt werden.

Zahlreiche internationale sowie verschiedene nationale Organisationen und Instanzen in den europäischen Ländern kümmern sich um dieses Thema und informieren über die Arten, die Auswirkungen und mögliche Massnahmen. In Europa geht es dabei um exotische Arten, welche nach 1500, also nach der Entdeckung Amerikas, eingeführt wurden. Auch in der Schweiz haben sich invasive Neophyten in den letzten Jahren als Gefährdung für die biologische Vielfalt bestätigt. Die Aktivitäten rund um das Thema haben sich vermehrt und gehen von der Informationsvermittlung und Sensibilisierung, bis hin zur Eindämmung und Bekämpfung.

Ein Neophyt wird als invasiv bezeichnet, wenn er sich schnell und zum Nachteil der einheimischen Artenvielfalt ausbreiten kann. Für Invasivität ist also eine Kombination von starker Ausbreitung mit davon verursachten Schäden notwendig. Eine umfassende Bewertung der Invasivität berücksichtigt nicht nur die Schädigung der einheimischen biologischen Vielfalt, sondern auch die Gesundheit von Mensch und Tier sowie wirtschaftliche Schäden.

Sich informieren

Die Gemeinde Lostdorf hat vom Kanton die Aufgabe erhalten, auf ihrem Gebiet das Problem der invasiven Neophyten anzugehen. «Das Problem ist, dass wir als Gemeinde nur auf öffentlichen Flächen eingreifen können», so Beriger. Was in Privatgärten geschehe, sei Privatsache, allerdings hat der Kanton eine Liste mit «verbotenen Pflanzen» erstellt und vermerkt, wie mit ihnen zu verfahren ist.

Es gibt für die Schweiz eine «Schwarze Liste» mit denjenigen invasiven Neophyten der Schweiz, die in den Bereichen Biodiversität, Gesundheit oder Ökonomie Schäden verursachen. Manche der Arten sind in Gartencentern immer noch zum Verkauf angeboten, andere bereits nicht mehr. Jedermann sollte sich vor einem Pflanzenkauf informieren, welche Arten problematisch sind und darauf verzichten, sagt Beriger. «Ein Problem ist dabei das Internet, wo auch verbotene Pflanzen bestellt werden können.»

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