Drei Narren für die Literatur

NaRr - Narrativistischer Verein Kürzlich - haben die Mitglieder des Narrativistischen Vereins - die NaRrgenda publiziert, die etwas andere, tägliche Begleitung durch das «Zweitausendundvierzehn».

Innovative NaRr-Gründer v.l.: Lukas Gloor, Daniel Kissling und René Frauchiger mit der NaRrgenda in drei Farben. mim)
Innovative NaRr-Gründer v.l.: Lukas Gloor, Daniel Kissling und René Frauchiger mit der NaRrgenda in drei Farben. mim)

Daniel Kissling, Olten, René Frauchiger, Basel, und Lukas Gloor, Basel, lernten sich durch ihr Philosophie- und Germanistik-Studium an der Universität Basel kennen. Nach der, durch Daniel Kissling organisierten, Lesung «LesBar» haben die drei Literaturfreaks nächtelange Diskussionen über die Möglichkeiten der Literatur und des Mediums Buch geführt. Nach einigen, sich wiederholenden Treffen beschloss das Trio, ein Konzept zu erarbeiten und ein Magazin mit junger Literatur auf die Beine zu stellen. «Wir haben uns vorgestellt, Texte zu sammeln und diese in einer einfachen Form zu veröffentlichen. Die Blätter selbst zu kopieren, zusammenzuheften und in Anlehnung an Literaturmagazine der 20er Jahre, gegen eine Entschädigung von fünf Franken, zu verkaufen», erzählt Frauchiger schmunzelnd.

Das erste Literaturmagazin

Das erste «NaRr» erschien im Juni 2011 mit der finanziellen Unterstützung des Aargauer Kuratoriums, da Lukas Gloor im Aargau aufgewachsen ist, und dem «kulturdünger» (einer Förderstelle für Jugendkultur). Die Form des Literaturmagazins war alles andere als ein schlicht zusammengehefteter Stapel Blätter. Das NaRr #1 erschien in Buchform, in welcher die Texte von dreizehn, damals unbekannten Autorinnen und Autoren veröffentlicht wurden. Für das Layout und die Illustration zeigte sich die Gestalterin Valeria Moser verantwortlich. Selbstverständlich schrieben die NaRr-Gründer auch ihre eigenen Texte und schufen mit dem ersten Literaturmagazin eine Plattform für neue, junge Literatur. Im selben Jahr erschienen zudem die Magazine #2 und #3. «Wir wollten herausfinden, was mit unbekannten Namen, aber auch mit Literatur noch möglich ist. Es ist erschreckend, wie lange die Literatur in derselben Form geblieben ist. Erstmals hat die künstlerische und literarische Bewegung Dada in den 20ern experimentiert. Inzwischen hat sich die Slam Poetry als eine andere ArtLiteratur zu präsentieren durchgesetzt, aber gewandelt hat sich die Literatur kaum», betont Kissling. Mit der Erscheinung des ersten Literaturmagazins wurde sogleich die erste NaRr-Lesung im Coq d’Or durchgeführt, an welcher einige Autoren ihre Texte selbst vortrugen. «Mit dieser Plattform fördern wir einerseits den Austausch zwischen den Autoren und andererseits lernen wir sie persönlich kennen, woraus wieder neue Projekte entstehen können», erzählt der32-jährige Frauchiger. Aufgrund eines solchen Treffens entstand deshalb eine NaRr-Lesung in Berlin, welche von einer Autorin organisiert wurde. «Ab der zweiten Ausgabe erhielten wir neben den Texten aus der ganzen Schweiz, auch Texte aus Deutschland, welche wir ebenfalls veröffentlichten», erzählt Kissling und fügt an: «Ebenso wenig, wie wir die Texte eingrenzen möchten, wollen wir an der Schweizer Landesgrenze haltmachen.» Inzwischen musste jedoch die Textzeichenzahl auf 12’000 limitiert werden.

Experimentierfreudig

Im Jahr 2012 folgten drei weitere NaRr-Ausgaben und im Dezember warteten Daniel Kissling, René Frauchiger und Lukas Gloor mit einer Sonderausgabe auf, dem NaRr KochLesBuch - einer Mischung aus Texten und Kochrezepten. «Mit dem KochLesBuch haben wir versucht jungeLiteratur mit einem anderen Thema zu verbinden, um damit eine zusätzliche Lesergemeinde anzusprechen», erklärt der 27-jährige Kissling und Frauchiger fügt an: «Seit der ersten Ausgabe war die Befürchtung zu scheitern allgegenwärtig, auch mit der Publikation des Kochbuches.» Doch das Scheitern blieb bislang aus und die Lust am Experimentieren ungebrochen. Nach dem NaRr #9 im 2013 erschien deshalb vor rund drei Wochen die erste NaRrgenda. «Die Idee Literatur mit einer Agenda zu verknüpfen ist nicht neu, aber es wurde seit rund 100 Jahren nicht mehr ernsthaft versucht, das Konzept von Goethe-Zitaten und einer Agenda in eine neue Form zu bringen», bemängelt Frauchiger. In der NaRrgenda befinden sich deshalb neben junger Literatur auch Songs und Illustrationen.

Die Lust am Buch

Wieso haben die NaRr-Gründer, welche ihren Verein als literarische Think Tank (Denkfabrik) bezeichnen, neben junger Literatur auf die alte, gedruckte Buchform gesetzt? «Diegedruckte Form war für uns von Anfang an klar, da das Buch als Gegenstand etwas Schönes ist. Mit dieserEntscheidung entsprechen wir zudem dem Retrotrend, gerne ein Buch in den Händen zu halten», ist Kissling überzeugt. Doch in den rund zweieinhalb Jahren wurde nicht nur mit Sonderausgaben experimentiert, sondern auch an der Form der Lesungen. «Wir führen die klassische «Wasserglas-Lesung» durch, die Lesung in Kombination mit Musik, und kürzlich wurden die Texte verknüpft mit grafischen Zeichnungen vorgetragen», erzählt Frauchiger. Da Kissling inzwischen Geschäftsführer der Bar Coq d’Or ist, drängen sich auch andere experimentelle Lesungen auf, wie die letzte Woche, anlässlich der Buchmesse Olten, durchgeführten «Shot Stories», welche das Shot-Trinken mit einer Geschichte koppelt.

Reichlich Ideen vorhanden

Und wie geht es weiter? «Im November führen wir unsere Generalversammlung, respektive unser Vereinsessen im Flügelrad durch», grinst Kissling und fügt an: «Dabei werden wir besprechen, ob wir den Verein für weitere Mitglieder öffnen wollen und welche Projekte wir nächstes Jahr umsetzen können.» An Ideen mangelt es den kreativen Köpfen keinesfalls, doch haben fast alle der ehemaligen Studenten den Wechsel in die Arbeitswelt vollzogen und sind deshalb zeitlich nicht mehr so flexibel. «Neben der Arbeit an den neuen Ausgaben nehmen auch die NaRr-Lesungen, welche inzwischen in mehreren Städten der Schweiz stattfinden, viel Zeit in Anspruch», erklärt Frauchiger, der kürzlich seine Ausbildung zum Gymi-Lehrer begonnen hat. Aber, ein nächstes Kochbuch sei geplant, auch ein literarischer Reiseführer, ach ja und die literarischen Groschenromane nicht zu vergessen ...

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