Traditionsreiche Pflegestation im Vögeligarten schliesst ihre Tore

Volièreverein Olten Der Volièreverein Olten schliesst die Pflegestation für einheimische Wildvögel im Oltner Vögeligarten. Damit ist der Verein in seiner Existenz gefährdet. Mit Unterstützung der Stadt wird ein Entwicklungsplan für die Volière erarbeitet.

Martin Burri und Sarah Windler bangen um die Zukunft der Volière im Vögeligarten. (Bild: Caspar Reimer)

Der Vögeligarten Olten ist mehr als einfach eine Volière, er ist eine Institution und mit dem dazugehörenden Park ein identitätsstiftender Treffpunkt im Bifangquartier. Ende Oktober lud der Volièreverein Olten, der das Vogelhaus betreibt, zum Kürbissuppenessen im Park ein und im September hielt die Stadtmusik Olten ihr alljährliches Promenadenkonzert ab.

Nun steht der Verein und damit die Institution vor einer existenziellen Herausforderung: Per Ende Dezember wird die Pflegestation für einheimische Wildvögel geschlossen. Im Laufe des Jahres haben kantonale Behörden unter Einbezug von Fachpersonen im Rahmen eines Audits die Volière Olten auf die heute gängigen Vorgaben hin überprüft und die Pflegestation für einheimische Wildvögel für unzureichend befunden. «Die Vorschriften erfordern, dass eine solche Pflegestation durch einen Tierarzt betreut wird. Dieser muss immer vor Ort sein, um bei einem Notfall sofort reagieren zu können. Das kann sich unser Verein aber nicht leisten», sagt Vorstandsmitglied Sarah Windler.

Antibiotikum nur mit Tierarzt

Der Verein hat die Zeichen der Zeit schon länger erkannt. «Wir haben die Kontakte zu Tierärzten in Olten intensiviert. Gerade vom Medizinischen Kleintierzentrum Bornblick haben wir viel Unterstützung erhalten», erzählt die 64-Jährige. Weiter hat der Verein eng mit der Vogelwarte Sempach, ihren Spezialistinnen und Spezialisten, zusammengearbeitet, wobei dies für einen kleinen Verein jeweils ein grosser Aufwand gewesen sei.

Wird ein verletzter Vogel in den Vögeligarten gebracht, benötige dieser rasch medizinische Hilfe. «Gerade bei Opfern von Katzen ist wegen möglicher innerer Verletzungen eine sehr schnelle Reaktion lebenswichtig.» Nur nach einer Diagnose durch einen Tierarzt, der ein Rezept ausstellt, dürfe dem Vogel ein Antibiotikum verabreicht werden. Das Audit habe auch Mängel im Bereich der Hygiene ergeben. Einiges von dem, was beanstandet wurde, habe man im Vögeligarten erkannt und selbst Verbesserungen eingeleitet. Der springende Punkt jedoch, selbst keinen Tierarzt anstellen zu können, kann der Verein nicht wettmachen.

Tradition am Ende

«Die Geschichte der Volière in Olten geht bis ins Jahr 1921 zurück», wie Sarah Windler erklärt. Damals baute der Ornithologische Verein Olten mit finanzieller Unterstützung der Stadt eine erste Volière im Rosenbifang. Die heutige Volière im Vögeligarten wurde erst 1959 samt dazugehörendem Park erbaut und Ende 2010 der Betrieb an den eigens dafür gegründeten Volièreverein Olten übergeben. «Seither sind wir Pächter und Betreiber dieser Institution. Land und Gebäude gehören der Stadt Olten», so Windler.

Von Beginn weg hätte die Volière in Olten einerseits exotische Vögel betreut, andererseits einheimische Wildvögel gepflegt: «Der Verein bekam damals die Lizenz des Kantons, Wildvögel zu pflegen. Es ist also eine lange Tradition, die zu Ende geht.» Beim Volièreverein Olten habe immer eine Tierpflegerin mitgearbeitet, die im Bereich der Pflege von Wildvögeln geschult wurde. «Auch das war eine Auflage des Kantons», sagt Sarah Windler, die selbst Ornithologin mit jahrelanger Erfahrung ist. «Natürlich sind bei uns auch Leute dabei, die einfach gerne mit Vögeln arbeiten. Darauf sind wir angewiesen, weil gerade in der Hochsaison von Mai bis August hier sieben Tage die Woche sehr viel los ist.»

Exotische Vögel bleiben

Erhalten bleibt dagegen im Vögeligarten die stationäre Betreuung der exotischen Vögel. «Wir sind jeweils ein Team von fünf bis zehn Personen», sagt der Leiter des Betriebs der Volière, Martin Burri. In seinem Team arbeiteten auch schon Zivildienstleistende und an Wochenenden fütterten vor allem Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule die Vögel. Gerade die exotischen Tiere, die stationär in der Volière lebten und in aller Regel gesund sind, bräuchten regelmässig Betreuung: «Hier muss täglich mindestens fünf Stunden eine Person anwesend sein, um für Fütterung und Hygiene zu sorgen», sagt Burri.

Verletzte, kranke oder verwaiste einheimische Wildvögel müssen per sofort bei der Stiftung Wildstation Landshut in Utzenstorf abgegeben werden. Weil die Pflege für Wildvögel wegfällt, sieht sich der Verein mit schwierigen Zeiten konfrontiert. Was man zu tun gedenke? «Das Audit hat ergeben, dass die Volière einen Entwicklungsplan brauche. Dabei unterstützt uns die Stadt», so Windler.

www.voliereolten.ch

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