Gleichberechtigung für alle

Insieme Der Verein setzt sich in der ganzen Schweiz sowohl auf politischer als auch gesellschaftlicher Ebene für die Anliegen und Interessen von Menschen mit geistiger Behinderung oder Cerebrallähmung ein. In Olten wird durch die Zusammenarbeit mit der Stiftung Arkadis ein schweizweit einmaliges Angebot gestellt.

Insieme Olten gibt jungen Erwachsenen wie (v.l.) Elio, Leila und Dino eine Stimme und setzt sich für deren Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft ein. (Bild: ZVG)
Insieme Olten gibt jungen Erwachsenen wie (v.l.) Elio, Leila und Dino eine Stimme und setzt sich für deren Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft ein. (Bild: ZVG)

Seit nun mehr als 55 Jahren geben Eltern, Angehörige oder sonstige Involvierte geistig behinderten oder cerebral gelähmten Menschen in der Schweiz eine Stimme. Die Topthemen «Wohnen, Arbeit, Schule» haben sich seit der Gründungszeit nicht verändert. «Da auch in Olten das Bedürfnis nach einer solchen Vereinigung bestand, wurde 1963 der regionale Verein unter dem schweizerischen Dachverband ins Leben gerufen», erklärt Vereinspräsidentin Sandra Näf, die auf Grund der Behinderung ihrer Tochter zu Insieme Olten gekommen ist.

Schwierige Mitgliedersuche
Lange sei auch für sie Insieme kein Thema gewesen. «Ich denke, wenn man sich zu Hause um ein geistig behindertes Kind kümmern darf, bleibt nur wenig Zeit und Energie, um sich in der verbleibenden Freizeit mit diesem Themenbereich zu beschäftigen», so Näf nachdenklich. Daher seien seit Jahren leider immer nur dieselben Personen an den Veranstaltungen oder Anlässen anzutreffen und die Mitgliederzahl bei ca. 100 stagniert. «Dabei wäre gerade jetzt der Einsatz in unserem Themengebiet, vor allem auf der politischen Bühne, zentral.» Denn die momentane Sparwut von Bund und Kanton könnte einschneidende Auswirkungen auf das Leben von geistig Behinderten haben. «In all unseren Forderungen beharren wir auf das Behindertengleichstellungsgesetz, das es handicapierten Personen erleichtern soll am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.»

Gleiches Recht in jeglichen Bereichen
So hat sich der Regionalverein beispielsweise dafür stark gemacht, dass der Kochschulunterricht an der Heilpädagogischen Sonderschule in Olten nicht durch Beiträge der Eltern, sondern staatlich, wie auch an regulären Schulen üblich, finanziert wird. «Es geht uns dabei schlicht und einfach um die gleichberechtigte Behandlung.» Der Antrag wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen, geändert hat sich im Kanton Solothurn bei der Finanzierung der Kochschule an Sonderschulen jedoch nichts. Präsidentin Sandra Näf sitzt zudem in der kantonalen Fachkommission «Behinderung» und kann dadurch direkt an der Quelle für die Interessen ihres Vereines einstehen. Auch national setzt sich der Dachverband Insieme für Chancengleichheit und Integration von geistig behinderten Menschen ein. «Mit unserer 2011 eingereichten Petition Berufsbildung für alle – auch für Jugendliche mit Behinderung» wollen wir erzielen, dass Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung eine berufliche Grundausbildung garantiert wird; selbst wenn sie stark beeinträchtigt sind und keine Chance haben auf dem regulären Arbeitsmarkt Fuss zu fassen.» Nach der heutigen Regelung wird nur Personen ein zweites Ausbildungsjahr finanziert, welchen später ein rentenreduzierender Verdienst zuzutrauen ist. «Die Ausbildung für geistig Behinderte wird von der IV finanziert, welche handelt und plant wie eine Aufwand- und Nutzenkalkulierende Versicherung. Unsere Vision ist, dass die Berufsausbildung von geistig behinderten Menschen in Zukunft nicht mehr versicherungstechnisch, sondern exakt gleich gehandhabt wird wie bei nicht behinderten Jugendlichen, sprich ein Grundrecht ist», so Sandra Näf bestimmt, welche seit gut fünf Jahren ebenfalls im Zentralvorstand der Dachorganisation sitzt.

Spezialkonzept in Olten
«Ich wurde für mein Amt im Zentralvorstand angefragt, da die Dachorganisation es wichtig fand, einen Vertreter des speziell gehandhabten Regionalvereines Olten im Vorstand zu haben.» Denn in Olten arbeitet Insieme eng mit der Stiftung Arkadis zusammen. Arkadis leistet Dienstleistungen im Bereich Wohnen, Arbeit und Freizeit, Therapie und Beratung für Menschen mit Unterstützungsbedarf. Zur Stiftung gehört die Wohn- und Beschäftigungsstätte Haus Schärenmatte, diverse Bildungs- und Freizeitklubs sowie Wohngruppen. «Die Stiftung wurde von Insieme Olten im Jahre 1972 ins Leben gerufen und nach wie vor sind Insieme-Vertreter im Stiftungsrat vertreten.» Da sich Arkadis um Freizeit- oder spezielle Betreuungsangebote etc. kümmert, übernimmt der Verein Insieme in Olten eher eine aufklärende und informative Rolle. «Wir vom Verein sehen uns als Interessensvertreter auf politischer Bühne und Inputgeber für die Stiftung. Die ausführende Rolle besitzt Arkadis.» Verglichen zu anderen Regionalvereinen von Insieme, welche jeweils beide Parte übernehmen, besitzen die Oltner daher eine Spezialfunktion. «Diese hat Vor- und Nachteile. Beispielsweise würden wir gerne wie Insieme Luzern ein Ferienlagerangebot in Olten haben. Jedoch kann ein solches Projekt nur Arkadis als ausführende Stelle in die Hand nehmen. Da die Stiftung auch einen kantonalen Auftrag zu erfüllen hat, fehlt jedoch teilweise schlichtweg die Kapazität für solche Angebote. Aber wir versuchen stets das Beste aus unserer Situation zu machen», zeigt sich Näf auch für die Zukunft motiviert.

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