Tradition und Brauchtum werden gelebt

Chlausengruppe Aarburg Der Samichlaus ist ein viel beschäftigter Mann, besucht er doch am 6. Dezember weltweit viele Kinder gleichzeitig. Damit diese Mammutaufgabe gelingt, braucht es das Engagement vieler Freiwilliger. Zum Beispiel dasjenige der Chlausengruppe Aarburg.

Die fünf Samichläuse in prachtvollen Gewändern mit ihren Schmutzli. (Bild: ZVG)

Die fünf Samichläuse in prachtvollen Gewändern mit ihren Schmutzli. (Bild: ZVG)

Dieter Eggenschwiler, Leiter der Chlausengruppe Aarburg. (Bild: Hans Himmelreich)

Dieter Eggenschwiler, Leiter der Chlausengruppe Aarburg. (Bild: Hans Himmelreich)

Dieter Eggenschwiler ist Samichlaus und Chlaus-Obmann der Chlausengruppe Pfarrei Guthirt Aarburg, deren Tradition mindestens 60 Jahre zurückreicht. Zurzeit besteht die Gruppe aus 30 Freiwilligen, von denen fünf in die Gewänder von Samichläusen und zehn in die von Schmutzli schlüpfen. Die übrigen Mitglieder werden als Helfer gebraucht, denn es gibt viel zu tun: Die Kleidung und Requisiten pflegen, Anmeldungen per E-Mail oder Telefon entgegennehmen und die Tour 2023 für die Chlausbesuche planen. Die Grittibänzen, Süssigkeiten, Nüssli und Mandarinli müssen rechtzeitig und in den richtigen Mengen eingekauft werden. Und jemand muss auch die Vereinsanlässe durchführen, die Buchhaltung machen, fotografieren oder die Website pflegen.

In diesem Jahr findet am Samstag, 2. Dezember, um 17 Uhr der Chlausauszug mit Familiengottesdienst in der Katholischen Kirche Aarburg statt. Dieter Eggenschwiler erklärt, was dort passiert: «Unser Pfarreileiter erzählt im Familiengottesdienst die Geschichte vom Bischof von Myra, dem Heiligen Nikolaus, der den Notleidenden hilft. Vom Pfarreileiter erhält jeder unserer fünf Chläuse einen Bischofsstab mit der goldenen Spirale.» Das passt zur gepflegten Kleidung, denn der Chlaus trägt ein weisses Messgewand, darüber den offenen roten Mantel ohne Kapuze. Sein Gesicht wird vom langen weissen Rauschebart umrahmt, und auf dem Haupt trägt er als Bischofshut eine prächtige rote Mitra. «Ausserdem überreicht der Pfarreileiter jedem unserer Schmutzli eine Laterne, um damit dem Chlaus Licht zu geben.»

Im Anschluss an den Gottesdienst treffen sich Chläuse und Schmutzli mit den Mitgliedern der Entlebucher Enzian Trychler am Aarequai. Dort hat es viele Familien mit Kindern, die eben noch ihre schwimmenden Lichter auf die kreisende Reise der Aarewoog geschickt haben. Um 18 Uhr startet vom Aarequai mit dem feierlichen Läuten der Treicheln der Chlauseinzug ins Aarburger Städtli. «Diese Teilnahme am Weihnachtsmarkt gibt es seit 2017.» Die Freundschaft zwischen Chlausengruppe und Enzian Trychlern wird beim gemeinsamen Essen nach dem Umzug gepflegt.

Der Nikolaustag fällt dieses Jahr auf einen Mittwoch. Die Aktiven der Chlausengruppe müssen einen Ferientag nehmen. Denn an diesem Tag gibt es für Samichläuse, Schmutzli und Helfer sehr viel zu tun. «Tagsüber finden die Chlausbesuche in Kindertagesstätten, Kindergärten und den ersten Primarschulklassen statt. Und abends zwischen 17 und 20.30 Uhr werden in Aarburg, Oftringen und Rothrist diejenigen Familien besucht, die sich bis 30. November angemeldet haben.» Der Samichlaus benutzt zur Vorbereitung die von den Eltern erstellte Lob- und Tadel-Liste, «mit mindestens drei Positiv-Punkten zum Loben und maximal zwei Negativ-Punkten zum Tadeln». Kennt der Samichlaus das Kind noch nicht, legt er die Lob- und Tadelliste als Gesprächsnotiz in sein grosses Buch.

Das Glück ist perfekt, wenn das Kind noch ein Samichlaus-Versli aufsagen kann. Am beliebtesten ist «Samichlaus du guete Maa, gell i mues kei Ruete ha. Gimer Nuss und Bire, so chumm i wieder füre.» Den Routenplan für die Tour erstellt Dieter Eggenschwiler zusammen mit seinem Sohn, welcher ebenfalls Samichlaus ist. «Das wird eine knifflige, aufwändige Sache, wenn wir wieder 45 Besuche machen wie 2022. Wir müssen zwei Aufgaben lösen. Erstens bekommt jede Familie ihren Chlaus vom Vorjahr. Und zweitens müssen die kürzesten Wege zwischen den Besuchen gefunden werden, damit der Chlaus nur kurze Zeit im Auto und möglichst lange Zeit bei den Familien verbringt.»

Der Chlaus-Obmann erinnert sich

Das Ehepaar Eggenschwiler hat zwei inzwischen erwachsene Söhne, für die im Kindesalter jedes Jahr ein Chlausbesuch organisiert wurde. Die Eltern erzählen von dieser Zeit: «Beide Kinder hatten jeweils sehr grosse Freude, wenn der Samichlaus in ihr Spielzimmer kam. Da jedes Jahr der Samichlaus kam, entwickelten sie eine gute Beziehung zu ihm. Die Kinder hatten nie Angst vor diesem Mann.» Das lag wohl auch daran, dass die Eltern niemals gedroht haben: «Wenn Du nicht gehorsam bist, sag ich das dem Samichlaus!»

Wie aber wurde Dieter Eggenschwiler selber ein Samichlaus? «Das ist eine ganz lustige Geschichte. Die Buben waren 12 und 14 Jahre alt, da überraschten sie mich mit dem Vorschlag, dass ich den Samichlaus mache. Warum? Weil das für sie der einfachste Weg war, um als Schmutzli mitzumachen. Und nun bin ich schon seit 21 Jahren Chlaus.»

Brauchtumspflege und Vereinsleben

Der Chlaus-Obmann schwärmt: «Unsere Gruppe pflegt eine schöne Tradition und ein lebendiges Brauchtum». Passt das zu unserer Gender- und Multikulti-Welt? «In unseren fünf Chlausen-Mänteln stecken bisher nur Männer, aber in den zehn Schmutzli-Kleidern haben wir viele Frauen. Wenn wir Kindergärten und Primarschulklassen besuchen, lernen die Kinder mit ausländischer Herkunft auch den Samichlaus kennen.»

Auf die Frage nach der Mitgliederwerbung antwortet Dieter Eggenschwiler: «Neue Schmutzli sind immer willkommen. Es gab schon Jahre, in denen wir nicht genügend Schmutzli hatten.» Wer Interesse hat, solle sich beim Chlaus-Obmann melden. Wer aber meint, er müsse als Schmutzli oder Chlaus Kindern Furcht und Schrecken einjagen, der ist nicht am richtigen Platz. «Unsere Chläuse sollen eine gute Beziehung zum Kind aufbauen mit viel Loben und wenig Tadeln. Der Chlaus-Obmann kennt seine Chläuse, denn normalerweise beginnen die als Schmutzli, bevor sie zum Jungchlaus aufsteigen.

Die Familienbesuche vom 6. Dezember finden in Gruppen zu viert statt, Samichlaus, zwei Schmutzli und Fahrer. Nach dem letzten Besuch treffen sich dann alle 30 Mitglieder der Chlausengruppe Aarburg im katholischen Pfarramt zum Nachtessen. Ein weiterer geselliger Anlass ist das Chlausen-BBQ, zu dem man sich jeweils im Spätsommer trifft.

Geheimnisvoll und beliebt

Sehr junge Kinder glauben fest an den Samichlaus und lassen sich nicht beirren durch die Flut von Chläusen, die in der Werbung unseren Konsum steigern sollen. Dieter Eggenschwiler hat es erlebt: «Ich läute als Chlaus bei einer Familie. Die Türe geht auf. Und da steht ein kleines Kind und sagt spontan: Du bist der richtige Samichlaus, komm rein!» Jedes Kind freut sich über seine Entwicklung, bei der es allmählich durchschaut, was das mit dem Samichlaus auf sich hat. Die Faszination bleibt aber. «Ein älteres Geschwister, dass bereits in die dritte Primar geht, will nicht von sich aus der Spielverderber sein. Und lässt sein jüngeres Geschwister in seinem Glauben.» Die Freude am geheimnisvollen Samichlaus bleibt auch im Erwachsenenalter erhalten, diese Erfahrung macht die Chlausengruppe Aarburg bei Besuchen in Vereinen und Seniorenheimen. Eins ist gewiss, der Samichlaus bleibt beliebt bei Jung und Alt.

www.chlausengruppe-aarburg.ch

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