Willi Gutherz erweckt die Eisenbahnanlage zum Leben

Die gute Seele Willi Gutherz ist seit 45 Jahren beim Modelleisenbahn-Club Olten mit Feuer und Flamme dabei. Verantwortlich ist er für den Bereich Landschaft. Und als Ehrenmitglied sorgt er dafür, dass die Eisenbähnler etwas zum Essen bekommen.

Willi Gutherz sorgt sich nicht nur um das Erscheinungsbild der Anlage, sondern auch um die kulinarischen Angelegenheiten des Clubs. (Bilder: Caspar Reimer)

Willi Gutherz sorgt sich nicht nur um das Erscheinungsbild der Anlage, sondern auch um die kulinarischen Angelegenheiten des Clubs. (Bilder: Caspar Reimer)

Willi Gutherz hat eine Landschaft kreiert, an der man sich kaum satt sehen kann.

Willi Gutherz hat eine Landschaft kreiert, an der man sich kaum satt sehen kann.

Wer seinen Blick über die neun mal drei Meter grosse Anlage des Modelleisenbahn-Clubs Olten schweifen lässt und dabei den Fokus auf die Landschaft richtet, wird mit einem aussergewöhnlichen Detailreichtum belohnt – das Grün der Bäume, Wiesen oder des Mooses an Felsvorsprüngen leuchtet und schimmert in den unterschiedlichsten Tönen; ein Schrottplatz neben der Eisenbahnlinie ist nicht einfach eine blanke Fläche, auf der ein paar alte Autos stehen, sondern ein mit zahlreichen, scheinbar zufällig herumliegenden Teilen geschmücktes Terrain – es herrscht Leben auf dem Platz; die Dampflokdepots sind mit dunkler Farbe besprüht, damit es nach jahrelanger Verschmutzung durch reale Dampfmaschinen aussieht, und die Felsformationen sind mit differenzierten Schattierungen versehen. «Wer mit dem Blick in die Landschaft hineingeht, sollte meinen, er sei wirklich dort, in einer ganz realen Umgebung mit all ihren kleinen Details», sagt Willi Gutherz begeistert.

Seit 1979 ist er beim Modelleisenbahn-Club Olten MECO dabei und zeichnet für den Bereich Landschaft verantwortlich. «Die Landschaft der Anlage so echt wie nur möglich zu gestalten – dafür brennt mein Herz.» Willi Gutherz ist gewissermassen der Landschaftsarchitekt der Anlage, die aus – um nur ein paar Zahlen zu nennen – 190 Metern Gleisen, fast 100 Weichen und 60 Signalen besteht. «Je mehr auf das Detail geachtet wird, desto mehr lebt die Landschaft», sagt er. Er liebt Züge, die sich durch die Landschaft schlängeln. «Wenn ich selbst mit dem Zug fahre und aus dem Fenster schaue, stosse ich immer auf Details, die ich in die Anlage integrieren könnte. Manchmal mache ich auch ein Foto, um Dinge festzuhalten.»

Ein weiteres Augenmerk richtet Gutherz auf die Materialien: «Für Steine und Felsen nehme ich als Vorlage echte Steine aus der Natur, die ich bei meinen Wanderungen gesammelt habe.» Aus dem Stein macht Gutherz einen Abdruck aus Silikon und füllt ihn mit Gips. Am Schluss kommt die Einfärbung. «Dabei achte ich genau darauf, die verschiedenen Grau- oder Brauntöne wiederzugeben, damit die Felsen dreidimensional wirken.»

Vielseitig aktiv

Gutherz ist nicht nur Landschaftsarchitekt der Anlage, sondern auch die gute Seele des Clubs – so hat ihn der Vorstand zum Ehrenmitglied ernannt. Auf die Frage, wie er zu diesem Status gekommen sei, sagt er: «Ich bin immer da, fehle kaum, helfe auch und packe an, wo ich kann.» Wenn sich die Vereinsmitglieder jeweils am Dienstagabend im Clubhaus an der Industriestrasse in Olten treffen, um an der Anlage zu tüfteln, sich auszutauschen, sorgt Gutherz jeweils dafür, dass es im Anschluss etwas zu naschen gibt. In seinen Berufsjahren hat der 70-Jährige als Konditor gearbeitet: «Oft gibt es etwas Süsses. Da kenne ich mich aus», sagt er lächelnd.

Die Arbeit von Willi Gutherz wird immer wieder von Interessierten bestaunt, etwa dann, wenn der Club seinen Tag der offenen Tür veranstaltet. «Erwachsene Menschen sehen sich oft erstmal die Züge an. Kinder dagegen schauen anders, achten mehr auf die kleinen Details in der Landschaft.»

Besuch aus dem Ausland

Die Anlage des Modelleisenbahn-Clubs Olten läuft voll automatisch. Per Computer können verschiedene Szenarien aufgerufen werden, so, dass immer wieder andere Bilder, andere Szenen zu sehen sind.

Um die unzähligen verschiedenen Wagen zu deponieren, gibt es im Inneren der Anlage einen Schattenbahnhof, von dem aus immer wieder andere Zugkompositionen gestartet werden können. «Auch solche Aspekte tragen dazu bei, dass die Anlage lebensecht wirkt.» Bis zu 22 Züge sind jeweils gleichzeitig unterwegs. Die Anlage hat unter Fans von Modelleisenbahnen einen Ruf, der über die Grenzen der Schweiz hinausreicht. «Es waren schon Gruppen aus Holland oder Deutschland zu Besuch, um sich die Anlage anzusehen», sagt Willi Gutherz stolz.

Obwohl Gutherz seiner Aufgabe schon fast 45 Jahre frönt, scheint er noch kein bisschen müde zu sein: «Eine solche Anlage lässt sich stets weiterentwickeln. Immer wieder kommt mir etwas in den Sinn, das man ausbauen und entwickeln könnte.»

www.meco-olten.ch

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